Ärger zu empfinden, kann eine Herausforderung sein! Oft geht dieses Empfinden mit einer starken Energie einher, die sich entladen möchte; die Dinge, Situationen und Mitmenschen verändern und anders haben will. Weil Äger sich in Aggression wandeln kann, wir er oftmals auch als Wurzel von Streit, Konflikt und Leid bezeichnet. So auch in spirituellen Kreisen, die oftmals versuchen sich ganz frei zu machen vom Ärger. Hier ein Zitat aus einer Lehrrede des Buddhas:
"Aggression an sich ist nicht hilfreich. Was immer eine Person aus der Aggression heraus tut, sei es körperlich, sprachlich oder im Geiste, ist nicht hilfreich. Leid, welches eine aggressive Person, deren Geist eingenommen, überwältigt ist von Aggression, einem anderen zu fügt, dieses Leid fügt sie ungerechtfertigt zu. Sei es durch Gefangennahme, Entzug, Schuldzuweisungen oder Abweisung, die auf dem Gedanken "Ich habe Macht. Ich will Macht" beruhen. Es gibt eine Vielzahl nicht hilfreicher Handlungen, die durch Aggression entstehen und verursacht werden oder von Aggression geprägt sind."
(AN 3.68, eigene Übersetzung)
Wie leicht wäre es die hier erwähnte Aggression mit einem Empfinden von Ärger gleichzusetzen! Dann entsteht die Idee, dass Ärger an sich nicht sein darf. Ist dies aber ein menschlicher Ansatz - zu glauben, dass ein Leben ohne Ärger möglich ist? Und beinhaltet Ärger nicht auch Informationen, die es zu verstehen gilt? Wo gar Einsichten gewonnen werden können? Was also ist der Unterschied zwischen Ärger als Informationsquelle und schädlicher Aggression? Ärger ist immer auch ein Hinweisgeber auf Grenzen und Bedürfnisse, die wir als nicht erfüllt betrachten. Gelingt es uns, den Ärger in Achtsamkeit zu halten ohne impulsiv darauf zu reagieren, lernen wir, was wir uns wünschen und wo wir gerade Mangel empfinden. In achtsamer Begegnung mit dem Ärger lernen wir den Unterschied zur impulsiven Reaktivität kennen, in der sich die ursprünglich Energie des Ärgers in eine Handlung verwandelt, die in Kauf nimmt, dass einem selbst oder anderen Schaden. Den Ärger in diesem achtsamen, nicht bewertenden und nicht impulsiven Raum zu halten, bedarf zweifelslos einiger Praxis und viel Geduld. Am Ende dieses Weges stehen Klarheit im Hinblick auf die eigenen Bedürfnisse und Grenzen sowie die Möglichkeit diese auch nach außen hin achtsam zu kommunizieren.
(Photo by Andre Hunter on Unsplash)
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