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Die Gewohnheiten der Aufmerksamkeit

Achtsamkeit ist in aller Munde - und wie schnell glaubt man da zu wissen, worum es sich handelt und was man zu tun hat!


Man kann Achtsamkeit als Fähigkeit verstehen, die es einem erlaubt etwas ins Zentrum der Aufmerksamkeit zu stellen.


Diese Definition macht Achtsamkeit zu einem Werkzeug im Umgang mit der Innen- und Außenwelt. Für gutes Handwerk ist neben dem Werkzeugs selbst, auch das Wissen über dessen sinnvolle Verwendung wichtig. Sowie der Wille sich in seiner Anwendung zu üben, um es immer geschickter, kreativer und situationsbezogener einsetzen zu können.


Ein Missverständnis, das in der Achtsamkeitspraxis oft aufkommt ist, dass ich durch Achtsamkeit die Welt, andere Menschen oder mich selbst sehe "wie sie wirklich sind". Ist dem tatsächlich so?


Wenn ich etwas mit Achtsamkeit betrachte, ist dann nicht die Aufmerksamkeit selbst eingefärbt von Annahmen, Erfahrungen und Gewohnheiten?

Wenn wir uns zum Beispiel dem Körper zuwenden - wohin fällt dann unsere Aufmerksamkeit zuerst?


Wendet sie sich gewohnheitsgemäß dem Unangenehmen, dem Negativen, dem Lauten, dem als problematisch empfunden zu? Oder legen wir unseren Anker wieder und wieder auf etwas Angenehmes, Leichtes und blende die restliche Spannweite des Erfahrbaren aus?


Neben den Gewohnheiten, die das WAS betreffen, lassen sich auch bei der Art und Weise, WIE wir etwas Aufmerksamkeit schenken, Muster finden. Oft wird Achtsamkeit mit einem engen Fokus gleichgesetzt, der einem Chirurgen gleich Details und Einzelheiten aus einem Gesamtbild herauslöst. Können wir stattdessen Achtsamkeit als ein vielfältiges Instrument wahrnehmen, dass ganz situationsbezogen eingesetzt werden kann? Einige Beispiele:

Der Fokus kann eng und dicht werden, einem Laserstrahl oder einer Lupe gleich, die auf ein ganz bestimmtes Objekt oder eine Erfahrung gerichtet wird. Im Gegensatz dazu, kann ich aber auch die Aufmerksamkeit aufspannen und mehrere Objekte oder Erfahrungen als Ganzheit wahrnehmen. Ein Beispiel: im eine Extrem konzentriere ich mich auf das somatische Gefühl im linken Daumen, im anderen Extrem breite ich die Aufmerksamkeit über den ganzen Körper aus.Eine weitere Möglichkeit besteht im Spiel von Nähe und Distanz zum Objekt: Die Aufmerksamkeit kann dicht an der Erfahrung bleiben. Dabei begebe ich mich bildlich gesprochen direkt in die Erfahrung hinein. Auf der anderen Seite besteht die Möglichkeit, das Objekt aus der Distanz und mit viel Raum zu betrachten, als schaue ich von außen darauf .Zuletzt kann ich mit der Energie spielen, die ich der Aufmerksamkeit zukommen lasse. Zum einen kann willentlich eine starke Konzentration angewandt werden, eine Art von aktivem Interesse, mit dem ich auf das Objekt zugehe. Im Gegenteil dazu kann ich aber auch eine eher rezeptive, empfangende Haltung einnehmen, bei dem ich Eindrücke auf mich zukommen lasse.


Zuletzt wird auch die Frage WANN wir uns etwas mit Aufmerksamkeit zuwenden unsere Wahrnehmung beeinflussen. Wann sind die Momente, in denen wir geneigt sind uns etwas anzusehen? Wann halten wir davon Abstand oder erleben Desinteresse an inneren oder äußeren Prozessen? Wann kommt Langeweile oder Gereiztheit auf?


Es ist von großer Bedeutung die Qualitäten und Gewohnheiten der eigenen Achtsamkeit kennenzulernen. Wenn ich verstehe, auf welche Weise ich mich Objekten und Erfahrungen im Äußeren und Inneren zuwende, werde ich immer deutlicher sehen, dass dies die Art und Weise beeinflusst, wie ich die Welt, andere Menschen und mich selbst wahrnehme. Wir sehen, dass wir aktiv mitgestalten, was wir durch die Sinne wahrnehmen und welche Eindrücke im Vordergrund unserer Wahrnehmung stehen.

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