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Facetten des Mitgefühls


In seiner Lehrrede zum Gleichnis der Schlange gibt der Buddha uns ein sehr hilfreiches Bild an die Hand. Er spricht davon, wie etwas das auf der einen Seite heilsam, hilfreich und befreiend wirken kann, das selbe Konzept, die selbe Idee aber auch leidvoll, druckbehaftet und schmerzhaft werden kann, wenn wir sie missverstehen.


Im Gleichnis der Schlange geht es um eine giftige Schlange, wie sie im Südostasiatischen Raum und auch im alten Indien häufig anzutreffen ist. Will man diese Schlange nicht in den eigenen Räumen wissen, so muss man wissen, wie man diese fängt und an einen Ort bringt, wo sie keinen Schaden anrichten kann. Doch blindlings nach der Schlange zu greifen, kann schmerzhafte Konsequenzen haben. Stattdessen sollte die Schlange mit Bedacht, großer Behutsamkeit und Geduld gefangen werden.


Das gleiche gilt, so der Buddha, für jegliche Form von Praxis, Philosophie, Lebensweisheit und auch den Buddhistischen Pfad. Missverstanden, hastig einverleibt und unreflektiert genossen, sind solche Lehren oft nicht nur unwirksam, sondern tragen vielleicht sogar zu Leid bei, anstatt dieses zu mindern.


Eines der Konzepte, wo schmerzhafte Missverständnisse immer wieder deutlich werden, ist das Konzept des Mitgefühls. Im Englischen bezeichnender Weise als 'com-passion' bezeichnet, kann Mitgefühl sehr leicht mit Mit-Leiden und Mitleid verwechselt werden, zwei feine Abweichungen, die weder dem Sendenden noch dem Empfangenden einen Gefallen tun.


Ergründen wir das Mitgefühl für uns nicht gründlich, so kann es gut sein, dass wir die Indifferenz und die Gleichgültigkeit vorziehen, weil uns die einzige Alternative eine Bürde und / oder Überwältigung durch Leid und Schmerz sind.


Vielleicht lehnen wir das Mitgefühl insgeheim auch ab, weil es uns zu nah am Selbstmitleid steht, oder wir es als passive und erduldende Haltung wahrnehmen, was uns daran hindert aktiv etwas in unserem Leben, im Leben anderer oder in der Welt zu verändern.


Mitgefühl, karuna, so der Buddha, ist einer der vier potentiellen Rastplätze des Herzens, in denen wir Zuflucht, Kraft, Halt und Orientierung finden können. Möglich ist das aber nur, wenn wir uns vorher eingehend mit den Facetten des Mitgefühls auseinandergesetzt haben, unsere Bedenken und Widerstände ernstnehmen und Fragen stellen, die dieses Konzept für uns öffnen.


Was also ist Mitgefühl für dich? Wo erlebst du es als hilfreich, wo vielleicht als leidvoll? Ist Mitgefühl eine Bürde, eine Last oder ein Schmerz? Oder hat Mitgefühl für dich auch positive Qualitäten?

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