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Wer war eigentlich der Buddha?

Ein Freund fragte mich neulich, wer der Buddha eigentlich war. Ich fragte zurück: Warum ist das wichtig?


Wir leben in einer Gesellschaft, in der der Personenkult die Bedeutung von Handlungen und Worte zugunsten von Aussehen und Charisma in den Hintergrund stellt. Politiker, Wirtschaftsführer, religiöse Persönlichkeiten, die Reichen und Berühmten werden allzu selten verantwortlich gemacht für ihr Handeln.


In einer seiner wichtigsten Lehrreden, der Kalama Sutta, warnte der Buddha genau davor: Blind zu sein. Blind aus Loyalität und Traditionsbewusstsein heraus. Geblendet vom Charisma einer Person. Vom blinden Vertrauen in jemanden.


Er wies darauf hin, wie wichtig es ist Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung dafür, mit eigenen Augen und durch die eigenen Handlungen zu erkennen, was zu Glück und Wohlergehen in unserem Leben und im Leben unserer Mitmenschen beiträgt. Wohlergehen, dass lässt sich ergründen mit der einfachen Frage


"Trägt diese Handlung zu mehr Leid und Stress bei, oder fördert sie Glück und Zufriedenheit?".


Wie sind verantwortlich für unser Handeln. Und wir können auch andere an ihren Handlungen messen.


„Handle so, daß du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden andern jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchest." (Immanuel Kant)

Was wissen wir eigentlich über den Buddha?

Der Buddha gab seine Lehrreden vor etwa 2.600 Jahren in einem Sanskrit-Dialekt, bekannt als Pali. Seine Lehrreden wurden vermutlich 300 Jahre nach seinem Tode zusammengetragen. Es vergingen weitere 200 Jahre, bis die bis dahin mündlich überlieferten Reden niedergeschrieben wurden. Von einer Lehrrede sind oft in verschiedenen Traditionen unterschiedliche Versionen überliefert. Die Texte haben sich über die Zeit hinweg verändert. Der Kanon der Lehrreden kann uns daher nicht als Quelle für ultimative Wahrheiten über den Buddha dienen. Wie bei allen überlieferten Texten müssen wir berücksichtigen, dass sie viele beabsichtige und unbeabsichtigte Veränderungen erfahren haben.


Und dennoch wird der Buddha in vielen Buddhistischen Traditionen verehrt. Diese Verehrung zeigt sich in wunderschönen Statuen in Buddhistischen Tempeln, und Kunstwerken auf der ganzen Welt. In Ländern, in denen die Buddhistische Praxis tief in der Gesellschaft verankert ist, kommen Menschen regelmäßig in die Klöster, um Gaben zu spenden und ihre Verehrung gegenüber dem Buddha und der Gemeinschaft der Mönche zu bekunden. An vielen religiösen Orten dieser Welt ist die innige Praxis der Pilger, die teilweise seit Jahrtausenden an diese Orte kommen, deutlich spürbar.


Verehrung und Hingabe haben die Kraft die Bedeutung von Individualismus und Unabhängigkeit, die oft zu einem Gefühl von Getrenntsein und Einsamkeit führt, zu relativieren. Allerdings haben sie auch ihre Tücken, wenn sie zu einseitig praktiziert werden. Wenn wir lediglich auf die Tradition oder einen Anführer vertrauen, vergessen wir darüber leicht, dass es an uns selbst liegt herauszufinden, was hilfreich ist und was nicht. Wir laufen in die Gefahr die Verantwortung für unser Handeln und unser Glück in fremde Hände zu legen.


Seit langer Zeit nehmen Buddhisten Zuflucht in die Person des Buddha. Dabei kann, muss aber nicht unbedingt ein Personenkult entstehen. Wenn wir im Buddha Zuflucht nehmen, dann können wir dies tun aus dem Verständnis heraus, was der Buddha repräsentiert. Das Wort Buddha stammt vom Verb bujjhati ab, was so viel bedeutet wie "aufwachen". Wir wachen auf, gewinnen Einblick in die Dynamiken von Leid und Glück in unserem Leben. Wenn wir diesen Dynamiken mit Klarheit begegnen können, besteht die Möglichkeit mit Weisheit und Vernunft auf Stress und Unglück zu reagieren. Der Buddha verkörpert damit die menschliche Fähigkeit einen Weg zu finden, dem Leben mit einem gelassenen und zufriedenen Herzen zu begegnen.


Wir besitzen alle die Möglichkeit jene Qualitäten zu stärken, die Herz und Geist Freiraum verschaffen. Wenn wir im Buddha Zuflucht nehmen, dann um unser Vertrauen auszusprechen, dass es tatsächlich möglich ist ein Leben frei von selbstinduziertem Leiden zu führen.


Ich habe meinem Freund geraten sich keinen Kopf darüber zu machen, wer der Buddha nun schlussendlich war. Am Ende können wir es nicht wissen, es sei denn wir finden eine Möglichkeit durch die Zeit zu reisen. Wir können stattdessen unsere Kraft und Energie darauf verwenden in den überlieferten Texten zu stöbern. Sie zu erkunden, anzuwenden und herauszufinden, ob wir darin etwas hilfreiches finden. Etwas, dass dazu beiträgt uns Leiden zu verringern und Frieden zu erfahren. Für uns selbst sowie für andere.

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