top of page

Zwischen den Extremen

Vor einiger Zeit stellte mir eine Meditationslehrerin die Frage: Wozu sind Dualitäten gut? Wozu brauchen wir schwarz und weiß, klein und groß, angenehm und unangenehm? Ich hatte keine Antwort darauf parat. Die Frage begleitete mich einge Zeit, bis mir schließlich klar wurde:

Dualitäten - Gegensätze, die sich scheinbar nicht vereinbaren lassen - sind die Eckpfeiler, die äußersten Grenzen unserer Erfahrung. Extreme, die in uns starke Emotionen wie Sehnsucht, Ängste und Aversionen hervorrufen. Aber sie sind lediglich das: Eckpfeiler. Dazwischen liegt ein ganzes Spektrum an Erfahrungen, so wie zwischen Schwarz und Weiß die gesamte Palette aller Farben liegt.

Wenn wir genau hinsehen, dann beobachten wir, wie jede unserer scheinbar soliden Zustände auf dieser Spannweite an Möglichkeiten ständig in Bewegung ist. Unsere Stimmungen und Launen, unser Körpergefühl und die Wahrnehmung unseres Selbstwert. Das Pendel schwingst von einem Extrem zum anderen.

Wir unterliegen ab und an dem Irrtum, wir müssten an einem dieser Extreme festhalten: müssten stets gut gelaunt, entspannt, inspiriert, energisch, athletisch, etc. sein. Wir würden gerne das angenehme Extrem betonieren und festhalten, während wir das unangenehme gerne fernhalten möchten. Es ist schlichtweg nicht möglich. Selbst wenn Werbung und alle Arten von Selbsthilfeprogrammen uns glauben lassen möchte, dass wenn wir die richtigen Maßnahmen treffen, das richtige Essen essen, den richtigen Sport treiben und uns nur ausreichend genug entspannen, dass wir dann nur das sein werden: glücklich bis an das Ende aller Tage.

Das Leben macht dabei leider nicht mit. Wieder und immer wieder werden wir mit Faktoren konfrontiert werden, die wir nicht beeinflussen oder kontrollieren können. Wenn wir daraus schließen, dass das Leben uns nicht bietet was es soll, entweder weil andere uns unser Glück rauben oder weil wir selbst etwas falsch machen bereiten wir uns selbst und anderen viel Kummer. Das Leben ist in Bewegung und wird sich darin nicht an uns orientieren.

Vielmehr sollten wir lernen mit dem Angenehmen wie mit dem Unangenehmen mitzuschwingen. Weder das eine Festzuhalten, noch das andere Fortzuschieben. In diesem Gleichmut liegt eine Freiheit, die es zu erkunden lohnt.

64 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Halten lernen

bottom of page